Eine Bühne, zwei völlig unterschiedliche Aufführungen: Wer am Festival-Sonntag in den Schillersaal kam, erlebte dort zunächst den virtuosen, sportlich-tänzerischen Auftritt einer jungen Tanztruppe aus Stuttgart, die auf kleinen Trampolinen die Besucherinnen und Besucher begeisterte. Ebenso viel Applaus gab es für das Musikkabarett-Duo Plückhahn & Vogel, das selbstgeschriebene humorvolle Lieder vortrug.
Zwei künstlerische Darbietungen, die gegensätzlicher kaum sein könnten, begeisterten am Sonntagmorgen des Louis Braille Festivals einen vollen Schillersaal in der Liederhalle Stuttgart. Als Teil des Festivalprogramms traten die Gauthier Dance JUNIORS auf, eine junge Tanztruppe, die großen Erfolg mit ihrer Show „Renaissance“ im Theaterhaus Stuttgart hat.
Zwei Tänzerinnen und drei Tänzer trugen fünf Fitnesstrampoline auf die Bühne und ordneten sie wie die fünf Augen eines Würfels an: eines in der Mitte, vier außen herum. Während das Ensemble sich darauf federnd aufwärmte, beschrieb Tomke Koop, die bereits die Festivaleröffnung sowie die beiden Abendshows mit Live-Audiodeskription (AD) für blinde und sehbehinderte Gäste zugänglich gemacht hatte, die Szenerie. Gekleidet waren die Tänzerinnen und Tänzer, alle Anfang 20, in zueinander passender, farbenfroher Sportkleidung. Zu knielangen Hosen und Röcken und ärmellosen Trikots trugen sie bunte Bänder an Hand- und Fußgelenken.
Die Performance dauerte insgesamt fünfzehn Minuten und forderte den Künstlerinnen und Künstlern eine sportliche Höchstleistung ab: Sie tanzten auf den Trampolinen springend zu einem klassischen Bolero. In der Höhe variierende Sprünge, Standwaagen, stehender Spagat, schnelle Drehungen und Armhaltungen fügten sich zu einer kraftvollen und zugleich ballettähnlichen Tanzdarbietung. Untermalt wurde der Auftritt von der unaufdringlichen Live-AD und den Geräuschen der Trampoline. Die Gäste belohnten die Vorführung stehend mit großem Applaus.
In stilvollen dunklen Anzügen, ausgestattet mit Klavier und Mikrofon, übernahmen der blinde Sänger Dietrich Plückhahn und Pianist Daniel Vogel anschließend die Bühne. Das Berliner Musikkabarett-Duo gab dem Publikum mit humorvollen, wortgewandten Songs aus eigener Feder Gründe zum Lachen und Nachdenken. Die rhythmischen Stücke, versiert von Vogel gespielt und kraftvoll von Plückhahn gesungen, luden überdies zum Mitklatschen und -wippen ein. Musik-Satire von Plückhahn & Vogel gibt es seit 2003.
Schwerpunktthema Das Louis Braille Festival 2024
Musik, Stimmengewirr, Lachen – schon die Geräuschkulisse spiegelte die Vielfalt der Aktionen, die fröhliche Stimmung und die zahllosen Begegnungen beim Louis Braille Festival (LBF) Anfang Mai in Stuttgart wider. Mehr als 5.000 Besucherinnen und Besucher machten mit bei Workshops, Sport und Spiel, hörten Lesungen und Konzerte, genossen die großen Shows, probierten Dinge aus, lernten etwas, tanzten und knüpften Kontakte. Manche hätten gern länger als drei Tage gefeiert.
- Eine Zusammenfassung mit vielen Highlights vom "Festival der Rekorde" gibt es im Überblicksartikel.
- Über 5.000 Festivalbesucherinnen und -besucher waren "Froh, dabei zu sein". Vom Anfang und Ende des "Festivals der Rekorde".
- "Ein Ort, um Neues auszuprobieren" war der Berliner Platz in Stuttgart, als zahllose Festivalgäste Blindenfußball, Zumba, Tandem- und Motorradfahren und vieles mehr ausprobierten.
- Die FührhundLounge lockte Führhunde mit ihren Halterinnen und Haltern zu "Massagen, Training und Spielwiese".
- Es war "Viel los beim Markt der Begegnungen", wo Landesvereine und Organisationen der Selbsthilfe mit ihren Ständen die Festivalgästen empfingen.
- Für "Jede Menge Spässle" sorgten Comedians, Audiodeskription, prominente Gäste und Musikeinlagen bei den Abendshows.
- Bunte Trikots und schicke, schwarze Anzüge, sportliche Höchstleistung und musikalischer Wortwitz sowie "Trampolin-Bolero und Musik-Satire" kontrastierten im Schillersaal.
- "Im Mittelpunkt die Liebe", hieß es beim ökumenischen Gottesdienst am Sonntagmorgen.
- In der Sonderfolge des Sichtweisen-Podcasts teilen die Redakteurinnen Ute Stephanie Mansion, Leonie Koll und Lisa Mümmler ihre Erlebnisse und Eindrücke beim Louis Braille Festival.