Sehen im Alter: Hürden erkannt, noch nicht gebannt

Wie kann die Teilhabe älterer Menschen mit Behinderung, speziell mit Seheinschränkung, gestärkt werden? Um diese Frage ging es bei einer Umfrage, deren Ergebnisse nun vorliegen. Gefragt wurde, was Menschen mit Sehbehinderung daran hindert, im vollen Umfang am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen und digitale Angebote zu nutzen.

Eine ältere Frau in roter Strickjacke sitzt auf einem Stuhl direkt vor einem eingeschalteten Fernseher. In der Hand hält sie die Fernbedienung und beugt sich in Richtung des Bildschirms.
Bild: DBSV/Schwering

Die Umfrage „Hürden der Teilhabe: Erkennen, was ältere Menschen mit Behinderung an der Partizipation hindert“ hat die gesellschaftliche Teilhabe (Partizipation) von älteren Menschen mit Sehbehinderungen untersucht. Ziel war es, die bestehenden Möglichkeiten und Hindernisse der politischen, digitalen und sozialen Partizipation zu identifizieren. Die Umfrage war Teil des Projekts „Partizipation älterer Menschen mit Behinderungen stärken“, initiiert vom Aktionsbündnis „Sehen im Alter“.

Folgende wichtige Ergebnisse zeigt die Umfrage auf: Als eine der größten Hürden benennen 68,42 Prozent der Befragten die mangelnde Mobilität, insbesondere im ländlichen Raum und im öffentlichen Verkehr. Ein weiteres Hauptproblem ist Barrierefreiheit: 67,67 Prozent der Teilnehmer geben an, dass die digitale Barrierefreiheit verbessert werden müsse, um eine aktive Teilhabe zu ermöglichen. Bauliche Barrierefreiheit wie gut lesbare Infotafeln, bessere Beleuchtung und klar erkennbare Wege fordern 41,35 Prozent.

Fehlende Assistenz und Hilfsmittel beklagen 35,16 Prozent; 17,19 Prozent geben an, dass keine geeigneten Hilfsmittel vorhanden seien. Fast die Hälfte der Teilnehmer nennt den Mangel an Informationen und Schulungen zur Nutzung moderner Technik und Hilfsmitteln als Gründe für fehlende Teilhabe. Rund ein Drittel wünscht sich mehr Problembewusstsein und Interesse an Lösungen bei den Entscheidungsträgern. Verbesserungsvorschläge werden ebenfalls genannt:

  • Für den öffentlichen Raum werden einheitliche, genormte Leitstreifen, bessere Beleuchtung ohne Blendeffekt und größere Schrift auf Info- und Anzeigetafeln gefordert.
  • Alltags- und Haushaltsgeräte sollten haptisch bedienbar sein und keine erzwungene Abhängigkeit von Smart-Home-Technologien aufweisen.
  • Digitale Plattformen: Websites und Apps müssen barrierefrei gestaltet werden, um uneingeschränkten Zugang zu ermöglichen.
  • Es sollten Assistenzleistungen für ehrenamtliches Engagement und im Alltag bereitgestellt werden.
  • Es müsste mehr Angebote für Schulungen zur Bedienung von Computern und Smartphones geben, idealerweise finanziell unterstützt.
  • Aufklärungskampagnen sollten die Gesellschaft und insbesondere Entscheidungsträger für die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen sensibilisieren.
  • Im öffentlichen Verkehr sollten Informationen auch hörbar verbreitet werden; Wegeführungen sollten klar definiert sein.

Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ. Sie stammen jedoch direkt von der Zielgruppe und spiegeln damit praktische Erfahrungen aus dem Alltag sehbehinderter älterer Menschen wider.

Die Ergebnisse und Verbesserungsvorschläge zeigen nach Ansicht der Projektverantwortlichen, dass umfassende Maßnahmen erforderlich sind, um die Teilhabe älterer Menschen mit Sehbehinderungen zu fördern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Eine stärkere Fokussierung auf Barrierefreiheit, Assistenz, Information und Mobilität könne entscheidend dazu beitragen, die Hürden der Teilhabe zu überwinden.

Ein besonders gravierender Mangel wird auch in der medizinischen Versorgung gesehen. Augenärzte böten nicht immer eine ausreichende Beratung zu möglichen Hilfsmitteln an, was dazu führen würde, dass Betroffene oft nicht die optimalen Unterstützungsmöglichkeiten kennen oder nutzen können.

Schwerpunktthema: Sehen im Alter

Viele Herausforderungen, um ältere Menschen mit Sehproblemen besser zu versorgen, sind geblieben seit der ersten Fachtagung „Sehen im Alter“ 2014. Zur vierten Fachtagung versammelten sich im Juni in Bonn wieder viele Fachleute. Sie diskutierten über Lösungsansätze, zu denen zum Beispiel telemedizinische Untersuchungen, mobile Beratung und Prävention gehören. Als thematischer Dauerbrenner erwies sich erneut Reha nach Sehverlust.

  • Vernetzung von Fachleuten, Probleme in der Diskussion und gemeinsame Lösungsansätze: Wie die 4. Fachtagung „Sehen im Alter“ „In kleinen Schritten zu großen Zielen“ bewegt.
  • Aktuell verpassen wir viele Chancen“, sagt Prof. Robert Finger in Bezug auf  Früherkennung und Prävention für Augenerkrankungen. Im Interview nennt er Gründe für die schlechte Vorsorge in Deutschland.
  • Was gut läuft und was besser ginge“, wurde in fünf Workshops auf der Fachtagung „Sehen im Alter“ diskutiert.

  • In "Hürden erkannt, noch nicht gebannt" verraten die Ergebnisse einer Umfrage, was Menschen mit Sehbehinderung daran hindert, im vollen Umfang am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen und digitale Angebote zu nutzen.

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