„Meine Arbeit mit Braille“: So heißt die Reihe, mit der wir in diesem Jahr an das 200-jährige Bestehen der Brailleschrift erinnern. Der damals 16-jährige Schüler Louis Braille hat sie 1825 fertigentwickelt. In unserer Reihe berichten Menschen, wie sie beruflich oder ehrenamtlich mit der Brailleschrift arbeiten. Folge 5: Peter Brass ist Mitglied des DBSV-Präsidiums und des Brailleschriftkomitees der Deutschsprachigen Länder. Er beschreibt die Arbeit des Komitees.

Das Brailleschriftkomitee der Deutschsprachigen Länder (BSKDL) ist das Regulierungsgremium für die Blindenschrift in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland. Ihm gehören Vertreterinnen und Vertreter der nationalen Blinden- und Sehbehindertenorganisationen, des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) und der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) an. Es ist zuständig für Fragen der Braillenotation in allen deutschsprachigen Texten. Es ist Ansprechpartner für Fragen der Brailleschriftwiedergabe auf Papier und elektronischen Anzeigegeräten.
Das Komitee trifft sich in der Regel zweimal jährlich, bei Bedarf auch öfter, eine der Sitzungen findet als Präsenztagung statt. Zu einzelnen Themen werden Kleingruppen gebildet, die sich in Videokonferenzen abstimmen.
Das Brailleschriftkomitee hat die Aufgabe, die Verbreitung und die Nutzbarkeit der Brailleschrift zu fördern, Regeln für die deutsche Brailleschrift festzulegen, dafür zu sorgen, dass die vereinbarten Regeln bei der Übertragung von Schwarzschrift in Brailleschrift im gesamten deutschsprachigen Raum einheitlich zur Anwendung gelangen, Hilfestellungen bei der Anwendung der Regeln zu geben, die Entwicklung der deutschen Schriftsprache permanent zu beobachten und gegebenenfalls Anpassungen bzw. Änderungen am deutschen Blindenschriftsystem vorzunehmen, natürliche und juristische Personen in Fragen der Darstellung von Blindenschrift im öffentlichen Raum (in Gebäuden, an Aufzügen, Treppenhandläufen, Automaten etc.) zu beraten, und die Arbeit in nationalen und internationalen Normierungsgremien für elektronisch basierte Braille-Ein-/Ausgabe-Systeme sowie zur Normierung von Brailleschrift auf Verpackungen konstruktiv zu begleiten.
Veränderungen im Blick
Das Brailleschriftkomitee beobachtet die Entwicklung der Deutschen Schriftsprache, um Anpassungen am Brailleschriftsystem vornehmen zu können, wenn sich wichtige Veränderungen, wie beispielsweise Fragen zum Gendern, abzeichnen.
Außerdem wird das Komitee gelegentlich gebeten, eine Entscheidung in Fragen zu fällen, die von den Regeln offengelassen werden. Die Antworten auf diese Fragen haben keinen verpflichtenden Charakter und müssen auch nicht auf künftige Regelungen hinweisen.
Da sie aber auch für andere Nutzer und Nutzerinnen nützlich sein könnten, werden die entsprechenden Antworten auf der Website des Komitees veröffentlicht.
Community miteinbeziehen
In unregelmäßigen Abständen führt das Komitee Informations- und Diskussionsveranstaltungen in Form von Videokonferenzen zu aktuellen Themen für die Braille-Community durch. Sie trafen stets auf reges Interesse. So stellte beispielsweise eine Arbeitsgruppe ein System vor, das es ermöglicht, alle Akzent- und Sonderzeichen der Europäischen Sprachen korrekt auf der Braillezeile darzustellen. Es geht darum, ein optionales, also bei Bedarf wählbares Braille-Darstellungssystem zur Hand zu haben. Dies ist aufgrund neuer EU-Vorgaben erforderlich.
Ich bin Mitglied der Gruppe Öffentlichkeitsarbeit, die solche Videokonferenzen plant und gestaltet. Weiterhin habe ich in letzter Zeit an der deutschen Übersetzung und Übernahme der Brailleversion des International Phonetic Alphabets gearbeitet. Es ging darum, das deutsche Lautschriftssystem aus dem Jahr 1939 durch ein internationales zu ersetzen.
Seit 2018 bin ich einer der Vertreter des DBSV im Brailleschriftkomitee. Als lebenslanger Nutzer unterschiedlicher Braillesysteme und auch als Pädagoge, der immer mal wieder Braille unterrichtet hat, macht mir die manchmal etwas knifflige Arbeit an diesem unersetzlichen Kommunikationswerkzeug, das uns Louis Braille vor 200 Jahren an die Hand gegeben hat, viel Freude.
Peter Brass lebt in Marburg.
Schwerpunktthema: Braille 200: Die Braille-Worker
„Die Braille-Worker: Meine Arbeit mit Braille“: So heißt die Reihe, mit der wir in diesem Jahr an das 200-jährige Bestehen der Brailleschrift erinnern. Der damals 16-jährige Schüler Louis Braille hat sie 1825 fertigentwickelt. In unserer Reihe berichten Menschen, wie sie beruflich oder ehrenamtlich mit der Brailleschrift arbeiten.
- Folge 1: "Lernen und lehren mit Humor"
Braille-Lehrkräfte für Erwachsene ausbilden – eine DBSV-Mitarbeiterin erzählt von ihren Erfahrungen mit dem Projekt „Punktum“. - Folge 2: "Braille lernen lohnt sich!"
Vom Lernen, Punzieren und Korrekturlesen erzählt ein Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für barrierefreies Lesen. - Folge 3: "Ohne Braillenoten keine Orientierung"
Warum die Braillenotenschrift für Kirchenmusiker und Musiklehrer Michael Kuhlmann unverzichtbar ist. - Folge 4: "Braille zu Hause und im Beruf"
Wencke Lutz-Gemril erzählt, wie sie am Zentrum für Barrierefreiheit der blista Bücher in Brailleschrift überträgt. - Folge 5: "Eine manchmal knifflige Aufgabe"
Wie die Arbeit des Brailleschriftkomitees der Deutschsprachigen Länder aussieht, verrät Peter Brass