AMD: Neues aus der Forschung

· Ute Stephanie Mansion

Sport senkt das Risiko für AMD

Ein Mann auf einem Fitnessgerät drückt Gewichte zusammen. Er hat graues Haar, trägt eine Brille und ein dunkles T-Shirt mit einem Blinden-Button.
Bild: DBSV

Wer sich regelmäßig bewegt, tut etwas Gutes für seine Gesundheit. Auch die Augen profitieren von regelmäßiger sportlicher Betätigung. Wie die Stiftung Auge mitteilt, ist das Risiko, an einer Altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) zu erkranken, bei körperlich aktiven Menschen deutlich geringer als bei Vergleichspersonen, die sich nur wenig bewegen.

Als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung einer AMD gilt neben dem Alter das Rauchen. Auch ein zu hoher Blutdruck trägt zu einem erhöhten AMD-Risiko bei.

„Als Faustregel kann gelten: Was für die Gefäßgesundheit im übrigen Körper schlecht ist, schadet auch den Augen“, erklärt Prof. Dr. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn und Vorsitzender der Stiftung Auge. Zwar sei ein direkter Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und AMD nicht nachgewiesen und bei häufigen, hauptsächlich vom Alter abhängenden Erkrankungen mit vielen Ursachen auch schwer zu belegen. Mediziner halten jedoch gemeinsame Erkrankungsmechanismen für wahrscheinlich.

Körpergewicht, Blutdruck, Blutzucker- und Blutfettwerte

 

„Körperliche Aktivität wirkt direkt auf einige wichtige Parameter ein, die sowohl das Herz-Kreislauf- als auch das AMD-Risiko beeinflussen“, erläutert Holz. Dazu zählen neben dem Körpergewicht und dem Blutdruck auch die Blutzuckerregulation und die Blutfettwerte. Vermutlich werden durch die körperliche Betätigung auch antioxidativ wirkende Enzyme aktiviert.

Wie groß der Effekt ist, der sich mit Sport erzielen lässt, hat eine Meta-Analyse mit insgesamt über 14.500 älteren Teilnehmenden gezeigt. Verglichen mit stark aktiven Teilnehmenden entwickelten diejenigen, die nicht oder nur moderat körperlich aktiv waren, um 19 Prozent häufiger eine AMD.

Höheres Risiko für sportlich weniger Aktive

Als hohe körperliche Aktivität galten intensives Sporttreiben, das Heben von Lasten oder anstrengende Gartenarbeit. Einfaches Spazierengehen galt als moderat. Am deutlichsten war der Zusammenhang zwischen einer geringeren Betätigung und dem Neuauftreten einer AMD bei den jüngsten Probanden, die im Durchschnitt 61 Jahre alt waren: Hier waren körperlich weniger Aktive um 74 Prozent häufiger von einer AMD betroffen als intensiv Sporttreibende.

„Die Botschaft für die Praxis ist klar“, sagt Holz: „Auch wenn die AMD eine typische Erkrankung des höheren Lebensalters ist, sollte spätestens in mittleren Jahren mit Sport oder anderen körperlichen Aktivitäten begonnen werden.“

Quelle: Stiftung Auge

Arbeit an Augentropfen gegen trockene AMD

Ein südkoreanisches Forscherteam hat nach eigenen Angaben Augentropfen zur Behandlung der trockenen altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) entwickelt. Das Team um Dr. Moon-Hyeong Seo, tätig an einem Wissenschaftszentrum in Seoul, konzentrierte sich auf den Entzündungssignalweg der Toll-like-Rezeptoren (TLRs). Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der AMD.

Behandlung zeigte bei Mäusen Erfolge

Durch die Extraktion von Peptidsequenzen aus Zehntausenden von Proteinen mit Strukturen, die den natürlichen TLR-Signalproteinen ähneln, erstellten die Forscher eine umfangreiche Bibliothek mit über 190.000 Peptidwirkstoffkandidaten. Sie identifizierten mehrere Peptidkandidaten, die in der Lage sind, die Wechselwirkungen zwischen diesen Proteinen zu hemmen.

Die Forscher validierten die Wirksamkeit der Peptide an Mäusen mit induzierter trockener AMD. Die behandelte Gruppe zeigte einen Schutz der Netzhautzellen und eine deutlich geringere Netzhautdegeneration, vergleichbar mit der von Mäusen ohne AMD.

Die Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die Augentropfen auf Peptidbasis die bestehenden injizierbaren Therapien für trockene AMD wirksam ersetzen könnten.

Quelle: biermann-medizin.de

Erstmals Port-Delivery-System eingesetzt

Prof. Dr. Frank Holz bei der Implantation des Port-Delivery-System mittels eines mikrochirurgischen Eingriffs im OP der Augenklinik bei einem Patienten mit AMD.
Prof. Dr. Frank Holz bei der Implantation des Port-Delivery-System mittels eines mikrochirurgischen Eingriffs im OP der Augenklinik bei einem Patienten mit AMD.  ·  Bild: Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Die Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn (UKB) hat Patientinnen und Patienten mit der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) erstmals ein innovatives Port-Delivery-System eingesetzt. Das System gibt kontinuierlich den VEGF-Hemmer Ranibizumab ins Auge ab.

Die feuchte oder neovaskuläre Form der AMD ist mittlerweile mit wiederholten Injektionen von VEGF-Hemmern gut behandelbar. VEGF-Hemmer sind Arzneistoffe, die das Wachstum bestimmter Proteine, der VEGF (vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktoren), hemmen. Die VEGF-Hemmer oder auch VEGF-Inhibitoren sollen das Voranschreiten der AMD verlangsamen.

System gibt permanent Medikament ab

Die VEGF-Hemmer müssen allerdings häufig und über viele Jahre verabreicht werden – mit einer entsprechend hohen Belastung für die Patientinnen und Patienten. Die Uni-Augenklinik Bonn nimmt nun an einer Studie teil, bei der das sogenannte Port-Delivery-System (PDS) kontinuierlich den VEGF-Hemmer Ranibizumab ins Augeninnere abgibt.

Dr. Raffael Liegl, Leiter des Studienzentrums und geschäftsführender Oberarzt der Augenklinik des UKB, erklärt: „Das kleine, permanente Implantat ist nachfüllbar – typischerweise in Abständen von sechs bis neun Monaten, was die Belastung für die Patientinnen und Patienten und das Gesundheitssystem wesentlich reduzieren kann.“

Implantat wird mikrochirurgisch eingesetzt

Im Dezember vergangenen Jahres wurden das reiskorngroße Implantat (8,4 mal 2,6 Millimeter) erstmals Patientinnen und Patienten eingesetzt. In einem mikrochirurgischen Verfahren wird das Implantat in die Sklera, die äußere Umhüllung des Augapfels, eingesetzt. „Die Augenklinik des UKB zählt zu den wenigen Zentren in Deutschland, an denen dieses innovative Verfahren Anwendung findet und Patientinnen und Patienten im Rahmen der Studie angeboten werden kann“, sagt Prof. Dr. Frank Holz, Direktor der Augenklinik des UKB.

Quelle: Universitätsklinikum Bonn

Schwerpunktthema: AMD

Altersabhängige Makuladegeneration, kurz AMD, ist eine weitverbreitete Augenerkrankung, die viele ältere Menschen betrifft. Dieser Schwerpunkt informiert über die Krankheit und ihre Folgen. Im Interview stellt Jana Stasch-Bouws die Arbeit des AMD-Netzes vor, zwei Betroffene berichten über ihr Leben mit AMD, und Meldungen zeigen aktuelle Forschungsergebnisse auf.

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