Hörfilm: ADele für die Besten

· Ute Stephanie Mansion

Bei einer feierlichen Gala im Juni in Berlin nahmen die Gewinner des Deutschen Hörfilmpreises ihre Trophäe, die „ADele“, entgegen. Die Bezeichnung leitet sich vom Wort Audiodeskription (AD) ab. Der DBSV vergibt den Preis jährlich. Die Preisverleihung fand zum 21. Mal statt, zum zweiten Mal in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom. Die erfolgreichen Hörfilme im Überblick.

Die Schauspielerin Brigitte Zeh hält eine Laudatio beim Deutschen Hörfilmpreis 2023.  Sie steht hinter einem Pult, auf dem die Trophäen, die „ADeles“, aufgereiht stehen
Bild: DBSV/Ziebe

Feierliche, aber dennoch sommerliche Kleidung war angesagt, als im Juni in Berlin die Gala zum 21. Deutschen Hörfilmpreis in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom stattfand. Teams aus Film und Fernsehen trafen sich, um gemeinsam ihre Preise entgegenzunehmen und den Laudationes, den Lobreden, zu den Filmen zu lauschen. Auch kurze Gesprächsrunden rund um das Thema Audiodeskription gehörten zum Abend.

Nominiert waren insgesamt 21 Produktionen in folgenden Kategorien: Spielfilm – Kino; Spielfilm – TV/Mediatheken/Streaming; Serie; Kinder- und Jugendfilm; Filmerbe und Dokumentation. Im Internet wurde über den Publikumsliebling abgestimmt.

Um der immer stärker werdenden Rolle der Serienproduktionen Rechnung zu tragen, wurden Spielfilme und Serien aus dem Bereich TV, Mediatheken, Streaming erstmals in getrennten Kategorien ausgezeichnet: Die Kategorie „Serie“ ist neu.

Überraschend wurde in der Kategorie „Dokumentation“ erstmals kein Preis vergeben, da die Jury unter den nominierten Beiträgen im Vergleich zu den Vorjahren keine Produktion als herausragend genug empfand, sie mit der ADele auszuzeichnen.

Für den musikalischen Glanz der Gala sorgte in diesem Jahr die Band DOTA. Deren blinder Keyboarder Jonas Hauer war auch als AD-Redakteur für zwei Produktionen nominiert – für eine davon wurden er und das übrige AD-Team mit der ADele ausgezeichnet.

Spielfilm – Kino

In einem Land, das es nicht mehr gibt

Coming-of-Age-Drama
Deutschland 2022
Regie: Aelrun Goette
Mit Marlene Burow, Sabin Tambrea u. a.
Eingereicht von: Ziegler Film
AD-Team: Maria Gänßler, Anke Nicolai
Sprecherin: Annelie Leschke

Auszug aus der Laudatio: Die Sprache und einzelne Begriffe sind stimmig und mit viel Liebe zum Detail gewählt. Besonders positiv fiel der Jury auf, dass die Beschreibungen nicht nur die Stimmung des Films, sondern auch das Leben in der DDR fühlbar machen – selbst, wenn man nicht dort sozialisiert worden ist.

Spielfilm – TV, Mediatheken, Streaming

Im Westen nichts Neues

Spielfilm, Antikriegsdrama
Deutschland, USA, UK 2022
Regie: Edward Berger
Mit Felix Kammerer, Albrecht Schuch u. a.
Eingereicht von: FFS Film- & Fernseh Synchron
AD-Team: Thomas Schultz, Jonas Hauer, Andreas Hofer, Paul Arnstedt, Daniela Bringer, Marius Wilke
Sprecherin: Nadja Schulz-Berlinghoff
Sprecher Untertitel: Andreas Hofer

Auszug aus der Laudatio: Hörfilmautor Thomas Schultz gelingt es, in präzisen, detailreichen und geradezu poetischen Beschreibungen die erschreckenden Bilder des Films so zu vermitteln, dass sich die Hörenden sehr gut in die Szenerie einfühlen können.

Serie

Gestern waren wir noch Kinder

Drama-Miniserie, Deutschland 2022
Regie: Nina Wolfrum
Mit Torben Liebrecht, Julia Beautx u. a.
Eingereicht von: ZDF
AD-Team: Martina Wiemers, Holger Stiesy, Evelyn Sallam. Silja Korn, Rahel Wusterack, Gabi Brennecke, Volker Pannes
Sprecherin: Uta Maria Torp

Auszug aus der Laudatio: Die Audiodeskription der Serie vermittelt dem Publikum glaubhaft und nachvollziehbar die urplötzliche Zerstörung einer gut situierten, harmonischen Familie. (…) Der Hörfilmfassung gelingt es, die komplex organisierten Rückblenden, die die beiden Stränge miteinander verknüpfen, präzise und temporeich zugänglich zu machen.

Kinder- und Jugendfilm

Die Schlümpfe – Staffel 1

Kinderserie, Belgien, Frankreich 2022
Regie: William Renaud
Eingereicht von: KiKA
AD-Team: Anke Nicolai, Marit Bechtloff, Felix Koch, Annabelle Wick, Charlotte Miggel, Kathrin Wiermer
Sprecherin: Annelie Leschke

Auszug aus der Laudatio: Trotz des rasanten Tempos und den immer neuen Charakteren gibt diese Hörfilmfassung mit kindgerechtem sprachlichem Geschick blinden und sehbehinderten Kindern eine sichere Orientierung im Geschehen.

Filmerbe

Die Werckmeisterschen Harmonien

Spielfilm, Ungarn, Deutschland, Frankreich, Italien 2000
Regie: Béla Tarr
Mit Lars Rudolf, Peter Fitz u. a.
Eingereicht von: Vietinghoff Filmproduktion
Text: Barbara Fickert, Holger Stiesy, Elke Cremer, Roland Fliß
Sprecherin: Sabra Lopes

Auszug aus der Laudatio: Eine der zentralen Herausforderungen für das Team der Audiodeskription war die kunstvolle Bildsprache, insbesondere bei den langen dialoglosen Passagen und den Massenszenen.

Publikumspreis

„Racko – Ein Hund für alle Fälle“

Jugendserie, Deutschland 2023
Regie: Uli Möller
Mit Sarah Bauerett, Ines Hollinger
Eingereicht von: Bayerischer Rundfunk
AD-Team: Johanna Krins, Rocco Heimannsberg, Marit Bechtloff, Elisabeth Löhmann
Sprecherinnen: Katja Schild, Franziska Ball

Schwerpunktthema Hörfilm

Welche Filme haben in diesem Jahr den Deutschen Hörfilmpreis für die beste Audiodeskription erhalten? Darüber berichten wir ebenso wie darüber, was sich Gäste der Preisverleihung im Bereich Hörfilm noch wünschen. „Die Heiland“, die Serie um eine blinde Anwältin, ist wieder am Start – auch zum Hören. Mit Hauptdarstellerin Christina Athenstädt und der blinden Anwältin Pamela Pabst sprechen wir über Fiktion und Wirklichkeit, Audiodeskription und Menschen mit Behinderung in Film und Fernsehen.

  • "So sollte eine Juristin sein" - Was Christina Athenstädt an ihrer Rolle in „Die Heiland – Wir sind Anwalt“ schwerfällt, welches Hilfsmittel sie toll findet und wofür ihr die Serie die Augen geöffnet hat.
  • Die blinde Strafverteidigerin Pamela Pabst ist "Die Frau, die Romys Fälle füttert". Sie lieferte die Inspiration zur Serie "Die Heiland" und spricht über Unterschiede und Parallelen zur Fernseh-Anwältin.
  • Wer die Gewinner des Deutschen Hörfilmpreises 2023 sind, gibt es in "ADele für die Besten".

Zurück