Mit Blumen geschmückte Räder, Sonnenschein und Musik vor der französischen Botschaft in Berlin: Das war die Kulisse für den Start einer langen Radtour. Drei Tandems mit blinden bzw. sehbehinderten und sehenden Fahrradfahrern sind am Dienstagmorgen des 6. August zu den Paralympischen Spielen nach Paris aufgebrochen. „Wir wünschen uns immer eine Handbreit Luft unter den Felgen“, sagte Michael Zeidler, Pilot und Navigator der Tandemgruppe vor der Abfahrt. Sechs Männer vom Berliner Blinden- und Sehbehindertensportverein (BBSV) werden bis zur Eröffnung der Spiele in der französischen Hauptstadt am 28. August rund 1.160 Kilometer auf Tandemrädern zurücklegen.
An einem sommerlichen Tag um 9 Uhr am Morgen stiegen Pilot Ulrich Pebler und Co-Pilot Thorsten Wolf sowie Harald Belz und Bernd Glauke neben Michael Zeidler und Jürgen Pansin vor dem Brandenburger Tor auf ihre Räder. Der Anfang ihrer Reise sollte durch den Tiergarten führen, in Richtung des ehemaligen Olympischen Dorfes in Elstal. Eine kleine Gruppe von Radlerinnen und Radlern, darunter drei andere Tandems, geleiteten die Männer auf den ersten Kilometern. Die weitere Strecke wird sie über Hannover, Aachen, Maastricht in den Niederlanden und durch Belgien führen. Schließlich wollen sie ein paar Tage vor der Eröffnung der Spiele am Arc de Triomphe in Paris ankommen. Am gleichen Tag sollen auch Fackelträger der Paralympischen Flamme die Stadt erreichen.
Aude Pottier, die den französischen Botschafter in Berlin François Delattre beim Tourstart vertrat, bezeichnete die Tandemfahrer als „wichtige Botschafter des Sports und der Inklusion“. Der französische Botschafter ist der Schirmherr der Unternehmung.
Beim Tandemfahren fahren seheingeschränkte Menschen mit sehenden Piloten zusammen. Nach Einschätzung von Co-Pilot Thorsten Wolf ist es ein besonders gutes Beispiel für gelungene Beteiligung. Schließlich bräuchten die blinden oder sehbehinderten Menschen ihren Piloten und diese wiederum wären schlecht dran ohne ihre antreibenden Mitfahrer.
Botschafter der Inklusion
Die Tandemgruppe ist im Zeichen der Inklusion und der friedlichen Paralympischen Spiele unterwegs. In diesem Sinne werden sie auf dem Weg an markanten Orten der deutsch-französischen Geschichte halten und sich mit sehbehinderten und blinden Menschen sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Sport und Politik treffen.
Kurz vor der Fahrt trugen die Männer in abgestimmten blauen Shirts noch eine Schicht Sonnencreme auf, lächelten in die Kameras und befestigten das paralympische Maskottchen als Glücksbringer am Lenker. Das kleine, rote Plüschmännchen mit Beinprothese und dem Schriftzug „Paris 2024“ auf der Brust und in Brailleschrift unter dem Fuß soll sie bei der Fahrt unterstützen.
Auch der sehbehinderte Radsportler Thomas Ulbricht, der für Deutschland bei den Paralympics dabei sein wird, wünschte der Tandemgruppe bei der Abreise eine sichere Fahrt. Sein Tipp für die lange Tour: Babypuder gegen einen wunden Hintern.
In den folgenden Wochen wird die Gruppe als „TandemTourParis2024“ Updates auf Social Media geben. Außerdem berichtet sie im Ohrsicht-Radio und im Rockradio über ihre Erfahrungen.