Grauer Star (Katarakt) und Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) gehören im fortgeschrittenen Lebensalter zu den häufigsten Augenerkrankungen und treten zunehmend zusammen auf. Doch in Bezug auf die Frage, ob eine Katarakt-Operation eine AMD womöglich verschlechtert, herrscht Verunsicherung. Prof. Dr. Amelie Pielen gab beim Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Berlin auf Basis neuer Studiendaten Antworten auf die wichtigsten Fragen zu diesem Thema.
Ein Viertel der 65- bis 74-Jährigen weist eine der verschiedenen Formen der Netzhauterkrankung AMD auf. Noch häufiger tritt der Graue Star auf: Ab dem 60. Lebensjahr nimmt die Erkrankungsrate deutlich zu – von den 75- bis 79-Jährigen ist jeder zweite von der Linsentrübung betroffen.
Sowohl AMD als auch Katarakt sind behandelbar. Bei einer Operation des Grauen Stars wird die trübe Linse durch eine klare Kunstlinse getauscht, was das Sehvermögen wieder herstellt – meist sogar inklusive Korrektur vorhandener Refraktionsfehler (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit). Über eine Million Katarakt-Operationen werden jährlich in Deutschland durchgeführt. „Die feuchte AMD wiederum kann mit Anti-VEGF-Medikamenten, die regelmäßig in den Glaskörper injiziert werden, zumindest aufgehalten werden“, erläutert AMD-Expertin Pielen von der Maximilians-Augenklinik in Nürnberg. Etwa 1,5 Millionen solcher intravitrealer operativer Medikamenteneingaben erfolgen hierzulande pro Jahr.
Viele Betroffene fragen sich, ob eine Katarakt-OP eine vorhandene AMD, die mittels Injektionen behandelt wird, verschlechtern kann – zum Beispiel, indem eine trockene AMD in eine feuchte umschlägt.
„Wir können eindeutig sagen: AMD-Erkrankte sollten unbedingt eine Katarakt-Operation erhalten, wenn sich das Sehvermögen durch die Linsentrübung verschlechtert“, erklärt Pielen. Denn in keiner Studie zeigte sich, dass eine Katarakt-Operation eine AMD verschlechtert oder das Risiko für ein Umschlagen von einer trockenen in eine feuchte AMD erhöht. „Im Gegenteil“, fügt Pielen hinzu. „Neue Studien aus Japan, Finnland und Deutschland kamen zu dem Ergebnis, dass sich das Sehvermögen nach dem Linsentausch signifikant und anhaltend verbesserte.“ Die Anzahl der benötigten intravitrealen Behandlungen gegen die feuchte AMD hätte sich ebenfalls nicht erhöht, sondern sogar verringert.