„Inklusionsbarometer Jugend“ offenbart Mängel bei der Teilhabe

Fünf junge Menschen sitzen an einer besprühten Häuserwand bei einander. Eine Frau sitzt in einem blauen Rollstuhl mit Sternen. Sie lachen. Alle tragen legere Kleidung mit Jeans und Sneakers. Ein Mann hält ein Handy in der Hand.
Bild: Aktion Mensch/Simin-Kianmehr

Die Aktion Mensch hat ein „Inklusionsbarometer Jugend“ veröffentlicht, die erste bundesweite Vergleichsstudie zu Teilhabechancen von jungen Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren mit und ohne Beeinträchtigung. Ein zentrales Ergebnis: Mehr als sechs von zehn jungen Menschen haben bereits Diskriminierungserfahrungen gemacht, bei den Jugendlichen mit Beeinträchtigung liegt der Anteil mit 85 Prozent noch höher.

Ein Drittel der jungen Menschen mit Beeinträchtigung sorgt sich, zukünftig noch stärker diskriminiert zu werden. Junge Menschen ohne Beeinträchtigung betrifft diese Sorge nur halb so häufig. Die Sprecherin von Aktion Mensch, Christina Marx, kommentiert das so: „Es ist noch ein weiter Weg, bis Vielfalt mehrheitlich als normal oder gar als Vorteil für unsere Gesellschaft wahrgenommen wird. Deshalb ist Inklusion von Anfang an in allen Lebensbereichen so wichtig.“

Unabhängig vom Faktor Behinderung ähneln sich dem Inklusionsbarometer zufolge die Bedürfnisse und Herausforderungen der jungen Generation. Jedoch sehen sich junge Menschen mit Beeinträchtigung in allen fünf untersuchten Teilhabebereichen mit deutlich größeren Herausforderungen konfrontiert. Dies betrifft die Bereiche soziale Beziehungen, Alltagsleben, Selbstbestimmung, individuelle Entfaltung und Nichtdiskriminierung. So haben junge Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zwar die gleichen Vorlieben bei der Freizeitgestaltung. Allerdings haben diejenigen mit Behinderung weniger Möglichkeiten, diese gleichberechtigt wahrzunehmen, beispielsweise aufgrund des eklatanten Mangels an Barrierefreiheit. Das gilt auch für ihren Schul-, Ausbildungs- und Berufsalltag.

Am ehesten zufrieden ist die sogenannte Generation Z mit ihren sozialen Beziehungen. Dabei geben junge Menschen mit Beeinträchtigung als wichtigste Stütze mit 72 Prozent die Familie an. Für junge Menschen ohne Beeinträchtigung liegen dagegen Freundschaften mit 86 Prozent auf Platz eins.

Jungen Menschen mit Beeinträchtigung fällt es mit 27 Prozent deutlich schwerer, neue Freundschaften zu schließen als jungen Menschen ohne Beeinträchtigung mit neun Prozent. „Überall dabei sein zu können, ist wichtig, um Kontakte zu knüpfen“, sagt Christina Marx. „Da viele junge Menschen mit Beeinträchtigung nicht gleichberechtigt teilhaben können, ist der Unterschied in dem Bereich die bittere Konsequenz.“ Infolgedessen fühlen sich junge Menschen mit Behinderung mit 26 Prozent doppelt so häufig einsam wie junge Menschen ohne Behinderung mit 13 Prozent.

Mehr als die Hälfte derjenigen mit Beeinträchtigung bemängelt, dass ihnen zu wenig zugetraut wird – gegenüber 29 Prozent der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung. Das wirkt sich negativ auf das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit aus. So glaubt die Hälfte der jungen Befragten mit Beeinträchtigung, andere in ihrem Alter könnten viel mehr als sie selbst. Ohne Beeinträchtigung findet dies nur knapp ein Fünftel.

Nur gut die Hälfte der befragten jungen Menschen mit Beeinträchtigung ist mit ihrem Leben insgesamt zufrieden – gegenüber mehr als drei Viertel der jungen Menschen ohne Beeinträchtigung.

„Junge Menschen sind in unserer Gesellschaft mit ihren Anliegen unterrepräsentiert und haben keine ausreichende Lobby“, resümiert Christina Marx. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – also von jeder Person – junge Menschen zu unterstützen und eine gleichberechtigte Teilhabe der Generation Z sicherzustellen.“

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