Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) kritisiert ein Angebot, das die Drogeriekette dm ab September in einigen Filialen bereithält. Zu den sogenannten Gesundheitsdienstleistungen von dm gehören neben Blutentnahmen und Hautuntersuchungen auch Augenscreenings in Kooperation mit dem Unternehmen Skleo Health. Die Untersuchung umfasst einen Sehtest sowie die Fotografie der Netzhaut zum Preis von 14,95 Euro. Nach Angaben von dm erfolgt die Untersuchung durch „speziell geschulte Mitarbeitende“; die Ergebnisse seien KI-basiert ausgewertet und ärztlich validiert.
Wie genau die Aufnahmen ausgewertet werden, werde nicht weiter erläutert, sagt der BVA. „KI geprüft“ sowie „ärztlich validiert“ seien inhaltlich nicht ausreichend definierte Begriffe. Der BVA hat zu Beginn des Jahres in Zusammenarbeit mit der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) ein Ethikpapier zum augenärztlichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz veröffentlicht. Darin haben die Fachorganisationen dezidiert erarbeitet, was es beim Einsatz von KI in der Augenheilkunde zu beachten gilt.
„KI-Unterstützung kann hilfreich sein, ist jedoch kein Garant für korrekte Ergebnisse und kein validierter Standard in der Medizin und bei Screenings“, betont der erste BVA-Vorsitzende Daniel Pleger. Er ergänzt: „Wir beobachten aktuell eine Vielzahl von Unternehmen, die in den Markt drängen und damit werben, Augenkrankheiten telemedizinisch feststellen zu können.“ Aus Sicht des BVA spielen bei diesen Angeboten wirtschaftliche Interessen eine wesentliche Rolle.
Der Verband glaubt, dass es individuell schwerwiegende Folgen haben könne, wenn Erkrankungen durch nicht eindeutig definierte KI-Systeme oder weil Anzeichen außerhalb des Fotoausschnitts liegen, nicht oder zu spät erkannt werden. Auch fehlerhaft unauffällige Ergebnisse könnten Kundinnen und Kunden abhalten, sich augenärztlich untersuchen zu lassen. Eine verbindliche medizinische Augenvorsorge könne nur durch die Untersuchung bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt gewährleistet werden.