Viel erreicht und noch viel vor

Ein purpurfarbenes Auge – halb scharf, halb unscharf und gerastert dargestellt.
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Noch etwas über einen Monat, dann wählt der DBSV ein neues Präsidium. Der Verbandstag im Juni in Berlin wird die Wahl treffen. Die aktuellen Mitglieder wollen größtenteils erneut kandidieren. Gefragt, was sie als Erfolg der vergangenen vier Jahre betrachten und warum sie ihre Arbeit gern fortsetzen möchten, haben alle Präsidiumsmitglieder für die „Sichtweisen“ Antworten formuliert.

Folgende drei Fragen hat jedes der neun Präsidiumsmitglieder erhalten und beantwortet:

  • Was war Ihr persönlich größter Erfolg in den vergangenen vier Jahren Präsidiumszeit?
  • Welche wichtigen Ziele hat das Präsidium in den vergangenen vier Jahren erreicht?
  • Warum kandidieren Sie erneut bzw. warum kandidieren Sie nicht mehr?

Die Fragen werden bei den jeweiligen Antworten nicht mehr wiederholt.

Schnell reagiert auf die Covid-19-Pandemie

Antworten von DBSV-Präsident Klaus Hahn:

Es ist mir, glaube ich, gelungen, den persönlichen Austausch zwischen dem Team der Geschäftsstelle und den Mitgliedern des Präsidiums zu intensivieren und dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Nicht alles, was man erreicht hat, hatte man sich vorher als Ziel vorgenommen. Die Wahlperiode war stark durch die Auswirkungen der Covid-19-Pademie bestimmt. Es ist uns gelungen, hierauf schnell zu reagieren, zum Beispiel durch eine eigene Website, die ständig aktualisiert wurde, und auf große und positive Resonanz bei unseren Mitgliedern stieß. Dank der „Pionierleistungen“ unseres Jugendreferats haben wir uns schnell im Umgang mit digitalen Konferenzsystemen fit gemacht, sodass trotz Lockdown unsere Gremienarbeit vollständig geleistet werden konnte. Wir haben uns im Vorfeld der Bundestagswahl auf das Thema „digitale Barrierefreiheit“ konzentriert, alle demokratischen Parteien mit unseren Forderungen konfrontiert, einzelne Gespräche mit Bundesvorsitzenden und -geschäftsführern sowie einem Kanzlerkandidaten geführt. Im Koalitionsvertrag finden wir dieses Thema gut verankert. Bei meiner Wahl vor vier Jahren hatte ich versprochen, einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Präsidiums zu leisten. Jetzt trete ich als ältestes Mitglied ab und mache einer jüngeren Person Platz.

Weiterentwicklung einer inklusiven Gesellschaft

Antworten von DBSV-Vizepräsident Hans-Werner Lange:

Große Bedeutung für die Blinden- und Sehbehinderten-Selbsthilfe hatte in den vergangenen vier Jahren die Sicherung der Qualifikation von Rehabilitationslehrern für Orientierung und Mobilität und Lebenspraktische Fähigkeiten in Deutschland. Wir haben dabei eine wesentliche Koordinationsrolle übernommen. Als drei wichtige Ziele, die das Präsidium erreicht hat, sehe ich zum einen die Weiterentwicklung einer vertrauensvollen und wertschätzenden Zusammenarbeit zwischen dem DBSV, seinen Landesverbänden und den korporativen Mitgliedern. Des Weiteren die Weiterentwicklung der Teilhabe- und Partizipationsgesetzgebung. Und als Drittes die Weiterentwicklung einer inklusiven Gesellschaft und dabei die Umsetzung einer umfassenden Barrierefreiheit im öffentlichen Sozialraum und bei digitalen Angeboten. Ich trete zur Wahl des Präsidentenamtes an, um die im Prozess „Vision 2030“ für den DBSV erarbeiteten Aufgaben und Ziele gemeinsam mit den Mitgliedsverbänden umzusetzen. Ein weiterer Schwerpunkt ist es, die Rolle unseres Verbands in der sozial- und gesundheitspolitischen Wahrnehmung zu stärken.

Standing des DBSV in der Politik ausgebaut

Antworten von Peter Brass:

Zunächst einmal weiß ich, dass unsere Erfolge auf der Basis unserer großartigen Zusammenarbeit als Team zusammen mit den Hauptamtlern der Geschäftsstelle beruhen. Was ich für mich als größten Erfolg sehe, ist die Arbeit in der Fachgruppe Digitalisierung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), in der ich immer wieder die Bedeutung der Barrierefreiheit in allen Bereichen der Informationstechnik betonen kann – dies stößt auf Resonanz und Verständnis. Denn auch ältere Menschen, die unter Sehverlust leiden, brauchen die Barrierefreiheit, um bei der stets zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft nicht abgehängt zu werden.

Drei wichtige, in den vergangenen Jahren erreichte Ziele sind für mich: Erstens haben wir das qualitätsorientierte Beratungsangebot des DBSV Blickpunkt Auge massiv ausgeweitet. Zweitens haben wir das Engagement des DBSV auf internationaler Ebene, vor allem in der Zusammenarbeit mit der Europäischen Blindenunion (EBU), erheblich ausgeweitet und mitgeholfen, wichtige Kampagnenziele der EBU zu fördern. Und drittens haben wir das Standing des DBSV in der Politik als verlässlicher und kompetenter Partner weiter gefestigt. Ich möchte meine Erfahrung, meine Energie und meine persönlichen Beziehungen in die Weiterentwicklung der DBSV-Familie einbringen und dies in Zusammenarbeit mit dem tollen Team, mit dem ich in den letzten Jahren zusammenarbeiten durfte.

Mein Feuer für die Selbsthilfe brennt noch

Antworten von Jette Förster:

Für mich zeigen vor allem die vergangenen vier Jahre, dass der DBSV da ist, wenn er gebraucht wird. Ganz selbstverständlich reagieren alle auf das aktuelle Geschehen und sind da, wo sie gebraucht werden – zusätzlich zum Tagesgeschäft. Mit vereinten Kräften versuchen wir, schnell zu erfassen, was Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung in speziellen Lebenslagen benötigen, und setzen uns für die Umsetzung ein. Wenn es um wichtige erreichte Ziele geht, möchte ich die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) anführen. Mit Beginn dieser Amtsperiode waren viele EUTB-Stellen bereits eingerichtet und sammelten erste Erfahrungen. Mithin ist uns die Verstetigung dieses Beratungsangebots gewiss. Die Stärkung der Beratungsmethode des Peer Counseling erfuhr dadurch große Anerkennung. Der DBSV ist auf diesen Bühnen ein wichtiger Gestalter. Mein Feuer für die Selbsthilfe brennt immer noch in mir. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass „Selbsthilfe“ ein „Must-have“ einer jeden und eines jeden sein sollte. Wenn wir nicht selbst für das eintreten, was wir möchten, würde es wohl keiner tun. Ich bin mehr als bereit, mein Engagement in unserem DBSV weiterzuführen und habe immer noch eine große Vision: In greifbarer Zukunft kennen alle, die irgendwie mit Sehverlust in Berührung kommen, den DBSV und seine Landesverbände als Partner an ihrer Seite.

Fraueninteressen im Verband weiter stärken

Antworten von Silvia Hame:

Mein persönlich größter Erfolg war die Stärkung der Fraueninteressen im Verband und in Zusammenarbeit mit der DBSV-Frauenbeauftragten Margit Giegerich und dem Referenten für Soziales, Reiner Delgado, der vom Verwaltungsrat 2021 beschlossene Aktionsplan zur Förderung der Selbstvertretung von Frauen im DBSV. Umgesetzt werden soll unter anderem, dass alle Landesvereine Frauenbeauftragte benennen. Die Frauenbeauftragten organisieren Aktivitäten von Frauen im Verein und vertreten die Interessen von blinden und sehbehinderten Frauen innerhalb des Vereins und nach außen. Alle Vereine stellen ein Budget für Aktivitäten von Frauen bereit. Damit mehr Frauen auf allen Ebenen gewählt werden können, wird ein Coaching angeboten, um so die Fraueninteressen in allen Gremien zu stärken. Eine große Herausforderung war die Bewältigung der Pandemie mit ihren Einschränkungen, die durch tolle Ideen und technische Unterstützung für Online-Treffen sowie vielen neuen Telefonangeboten gemeistert wurde. Das Verbandsprojekt DBSV 2030 und feste Ansprechpartner (Paten) im Präsidium hat die Zusammenarbeit auf vielen Ebenen bundesweit gefördert. Ich möchte auch weiterhin die Fraueninteressen im Verband stärken und mich unter anderem in den Bereichen Kultur, Braille und Alltagsbewältigung einbringen. Ich finde die Öffentlichkeitsarbeit auf allen Ebenen sehr erfolgreich! Pressemitteilungen, Videos, Twitter, Podcasts, Telefonangebote für dbsv-direkt und Hörfilme, DBSV-Inform als CD und nun auch online. Dies wird von den Mitarbeitern der Geschäftsstelle gestemmt und nicht vom Präsidium!

Schönstes Ergebnis: Das Louis Braille Festival

Antworten von Prof. Dr. Thomas Kahlisch:

Für mich war natürlich das Louis Braille Festival im Juni 2019 zweifelsfrei das schönste Ereignis der letzten Jahre. DBSV und dzb lesen haben es gemeinsam geschafft, mein Leipzig für das Thema Lebensraum für blinde und sehbehin[1]derte Menschen zu begeistern. Höhepunkt war das wunderbare Konzert von Dota auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, bei dem alle tanzten. Als wichtige Ziele, die erreicht wurden, fallen mir spontan ein: die schönen Errungenschaften bei den Nachteilsausgleichen, die Sicherung der Finanzierung von Audiodeskription bei der nationalen Filmförderung, die Gründung der neuen Firma für smarte Mobilität und das Anschieben des Entwicklungsprozesses DBSV 2030. Ich kandidiere erneut, weil ich mich für die Entwicklung unserer Selbsthilfe aktiv einbringen und den Bereich digitale Barrierefreiheit unbedingt in der politischen Arbeit des DBSV mit meiner Expertise ausgestalten möchte. Ich freue mich, als Pate einigen Landesorganisationen zur Seite zu stehen, um mehr Mitglieder zu erreichen, und unsere ehrenamtliche Arbeit zu entwickeln.

Smarte Mobilität und berufliche Teilhabe

Antworten von Dr. Thomas Krämer:

In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk für Smarte Mobilität konnten wir als erster Selbsthilfeverband weltweit am ITS-Weltkongress für Smarte Mobilität 2021 in Hamburg mit einem eigenen Stand und einer Vortragsreihe teilnehmen. Damit haben wir uns einem internationalen Publikum präsentiert, wie wir uns als selbst Betroffene die Mobilität der Zukunft vorstellen und welche Anforderungen hierfür erfüllt sein müssen.

Das DBSV-Präsidium hat sich in den wichtigen Bereichen Mobilität sowie berufliche Teilhabe in den vergangenen Jahren stark engagiert. Mit dem Gemeinsamen Fachausschuss für Teilhabe am Arbeitsleben wurde die Basis geschaffen, zukünftig verbandsübergreifend zusammenzuarbeiten. Durch die Zusammenführung von 15 Partnern im Netzwerk für Smarte Mobilität durch den DBSV und die Gründung der Smart Mobility Services GmbH ist es uns erstmals gelungen, die Umsetzung von Mobilitätslösungen über die Anforderungsphase hinaus aktiv mitzugestalten. Ein wichtiger Meilenstein war der Abschluss der Arbeiten an der DIN-Norm 13278 für Smarte Mobilität unter federführender Beteiligung des DBSV. Aus meiner Sicht bieten sich uns derzeit gute Chancen zur Verbesserung unserer Lebenssituation, insbesondere in den Bereichen der Barrierefreiheit und damit auch der beruflichen Teilhabe. Hier möchte ich die Gestaltung der Zukunft mit unserer starken Gemeinschaft mitgestalten und die Rolle des DBSV weiter stärken.

Den DBSV ins Bewusstsein der Menschen bringen

Antworten von Bernd Peters:

Mein größter Erfolg war, dass mir die Mitglieder 2018 bei der Wahl des Präsidiums ihre Stimme gegeben haben. Ich verstehe meine Arbeit im Präsidium als Teamplayer. Ja, den DBSV mit seinen Landesvereinen und den korporativen Mitgliedern verstehe ich als eine große Familie. Aus diesem Grund spreche ich hier nicht von persönlichen Erfolgen. Welche Ziele wichtig sind, liegt sicher auch im Auge des Betrachtenden. Von daher ist die Reihenfolge keine Wertung. DBSV 2030 ist eines der großen Themen, an denen viele mitgewirkt haben. Weiterhin wurde die Entwicklung verschiedener Apps und Skills vorangebracht. So feierte im Februar 2022 der Hörfilm-Skill schon den ersten Geburtstag. Ein Meilenstein war auch das Louis Braille Festival 2019 in Leipzig: Die DBSV-Familie traf sich zur vierten Ausgabe des europaweit größten Festivals der Blinden- und Sehbehinderten-Selbsthilfe.

Die Pandemie hat uns vor schwere Aufgaben gestellt. Es galt, die Arbeit teils drastisch umzustellen auf andere Kommunikationswege, wie Telefon- oder Videokonferenzen. Hier bedarf es noch Satzungsänderungen, damit wir auch künftig auf solche Eventualitäten vorbereitet sind und handlungsfähig bleiben. Gern möchte ich mit den gewonnenen Erfahrungen die Arbeit im Präsidium fortsetzen. Ich möchte weiter daran arbeiten, den DBSV noch mehr in das Bewusstsein aller Menschen zu bringen. Denn Menschen, die mit einer Seheinschränkung noch nie etwas zu tun hatten, kennen auch den DBSV und dessen Landesvereine nicht.

Sichtbarer Verfechter von Barrierefreiheit

Antworten von Winfried Specht:

Ein persönlicher Erfolg liegt im Bereich Ehrenamt: Um das Ehrenamt in unseren Vereinen zu fördern, haben wir in einer Arbeitsgruppe das Schulungsprogramm „Fit fürs Ehrenamt“ entwickelt. Damit wollen wir Menschen, die sich in der Blinden- und Sehbehinderten-Selbsthilfe engagieren wollen, beispielsweise bei der Organisation von Veranstaltungen oder bei Gesprächen und Verhandlungen, das notwendige Wissen mit an die Hand geben.

Zwei wichtige Ziele, die das Präsidium erreicht hat, liegen im Bereich Barrierefreiheit: Um mehr Barrierefreiheit bei der Digitalisierung durchzusetzen und unsere Belange stärker zu vertreten, wurden die notwendigen Schritte gegangen. Und obwohl nicht alle Kritikpunkte des DBSV am Barrierefreiheitsstärkungsgesetz Berücksichtigung fanden, haben wir einzelne Verbesserungen erreicht und wurden als Verfechter für mehr Barrierefreiheit sichtbarer. Aufgrund des Verbandstagsbeschlusses von 2018 wurde intensiv an dem Prozess DBSV 2030 gearbeitet und ein Ergebnispapier der beiden Arbeitsgruppen erstellt. In den zurückliegenden Jahren wurden wichtige Aufgaben angestoßen, die es gilt weiterzubringen. In diesem Prozess würde ich mich gern durch eine weitere Mitarbeit im Präsidium engagieren.

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