Schon früh habe ich mich für andere Länder und Kulturen interessiert. Mit meinen Eltern bin ich viel gereist, das hat meinen Horizont enorm erweitert. Reisen in den Senegal, nach Mexiko oder Südafrika prägten mich, da mich die Länder und die Menschen dort faszinierten. Ich lernte, wie wichtig es ist, in vielen Sprachen kommunizieren zu können. Auch die Verschiedenheit und Einzigartigkeit der Kulturen begeisterten mich.
Darum wollte ich nach dem Abitur Fremdsprachen studieren und schrieb mich für Romanistik (Französisch und Italienisch) sowie Politikwissenschaften ein. 2018 verließ ich die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit einem Masterabschluss.
Nicht die nötigen Voraussetzungen
Was macht man nun als Geisteswissenschaftlerin? Da mir mein Studium viel Spaß gemacht und ich gute Noten erzielt hatte, war ich positiv gestimmt, dass sich schon der passende Job finden würde. Der Einstieg ins Berufsleben gestaltete sich jedoch schwieriger, als ich gedacht hatte. Eigentlich wollte ich in den Bereich Entwicklungszusammenarbeit gehen, um meine Französischkenntnisse anzuwenden und meinem Interesse für den afrikanischen Kontinent nachzugehen.
Leider konnte ich in diesem Bereich nicht Fuß fassen. Während des Studiums hatte ich zwei spannende Praktika bei verschiedenen Organisationen absolviert, die mir viel Freude gemacht hatten. Allerdings hatte ich nicht die nötige Auslandserfahrung.
Anfänge im Journalismus
Wer in der Entwicklungszusammenarbeit tätig werden möchte, sollte für einige Zeit in den globalen Süden gehen. Ich hingegen war in Paris und Pisa gewesen. Auch wollte ich an einem Ort arbeiten und ungern mein Berufsleben für mehrere Jahre in verschiedenen Ländern verbringen.
Da meine zweite Leidenschaft das Verfassen von Texten ist, fing ich an, mich mit Journalismus zu beschäftigen. Während meines Studiums hatte ich einige Praktika in der Unternehmenskommunikation absolviert. Doch es war nicht einfach, einen Volontariatsplatz zu bekommen, da vielfach journalistische Erfahrungen vorausgesetzt wurden.
Ich hatte zwar für die ein oder andere Vereinszeitschrift geschrieben, aber das reichte nicht. Nach einigen Vorstellungsgesprächen erhielt ich Absagen. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Arbeitgeber teilweise scheuten, eine blinde Mitarbeiterin einzustellen. Doch schließlich hatte ich Erfolg: Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurde ich bei der katholischen Journalistenschule in München angenommen. Für die Schule war der Wunsch wichtig, Journalistin zu werden; Berufserfahrung stand nicht im Vordergrund.
Produktiv im Homeoffice
Mein Volontariat absolvierte ich bei DOMRADIO.DE in Köln, einem Kooperationspartner der katholischen Journalistenschule. Der Großteil der zweijährigen Ausbildung fand im Domradio statt, in München gab es Blockseminare.
Leider waren nicht alle Programme von DOMRADIO.DE barrierefrei, sodass ich viel Arbeitsassistenz benötigte. Auch die Corona-Pandemie machte die Sache nicht leichter, da ich von einem Tag auf den anderen ins Homeoffice gehen musste: eine völlig neue Situation für mich und meine Kolleginnen und Kollegen. Aus der anfänglichen Verzweiflung im Homeoffice entstand jedoch bald viel Produktivität, da die Redaktion Aufgaben fand, die ich gut von zu Hause aus erledigen konnte. So stieg ich ins Community-Management ein und betreute unsere Hörerinnen und Hörer per E-Mail und auf anderen Kanälen.
Im vergangenen Jahr ging mein Volontariat zu Ende und seit etwa einem Jahr arbeite ich nun als Redakteurin bei einer Kommunikationsagentur, die sich mit Themen aus dem Bildungsbereich beschäftigt. Dem Domradio bleibe ich als freiberufliche Journalistin erhalten.
Hörspiele sind mir sehr wichtig
Ehrenamtlich bin ich in der Jury des Hörspielpreises der Kriegsblinden tätig. Dieser Preis wird einmal in Jahr verliehen. Jedes Jahr um den Jahreswechsel herum heißt es: Hörspiele hören. Bis zur Jurysitzung wollen rund 20 Hörspiele gehört und bewertet werden. Bei der Sitzung wird dann heiß diskutiert, und am Ende eines langen Tages das Gewinner-Hörspiel gewählt. Diese Arbeit macht mir Freude, denn mir bedeuten Hörspiele viel. Sie lassen uns durch Geräusche und Stimmen in andere Welten eintauchen. Nur das Wahlverfahren muss noch barrierefreier gestaltet werden.
Das Reisen gehört weiterhin zu meinen Hobbys. Mittlerweile kann ich diese Leidenschaft auch mit einem Ehrenamt verknüpfen. Ich bin Beisitzerin im Vorstand des Deutschen Katholischen Blindenwerks und im dortigen Jugendreferat tätig. Wir organisieren Bildungsfreizeiten für Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Seheinschränkung, die uns ins In- und Ausland führen. Auf diesen Reisen entsteht eine tolle Gemeinschaft, und es macht viel Freude, mit jungen Menschen Gottesdienste zu gestalten und sich einem Motto, zum Beispiel dem Theaterspielen, zu widmen.
Die berufliche Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen ist mir ein wichtiges Anliegen, darum wurde ich als Beisitzerin in den Vorstand des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf gewählt. Hier bin ich für den medialen Bereich zuständig und sammle auch weitere berufsrelevante Erfahrung.
Als Mensch machen mich Willensstärke, Disziplin und Neugier aus. Offenheit und Lebensfreude gehören ebenso dazu. Ich bin glücklich mit den Dingen, die ich bisher erreicht habe.