Barfußschuhe: Die Füße schauen mit

· Lisa Mümmler

Frauenbeine in hellen geschnürten Barfußschuhen. Die Trägerin balanciert über ein dickes Seil in einem Hochseilgarten. Im Hintergrund stehen Bäume.
Bild: DBSV

Barfußgehen hat viele gesundheitliche Vorteile. Es stärkt die Fußmuskulatur und verbessert die Körperhaltung. Der direkte Bodenkontakt fördert das Gleichgewicht. Nicht nur wer sehbehindert oder blind ist, sorgt sich jedoch um Scherben, Schmutz und andere Verletzungsquellen. Barfußschuhe können helfen.

Die natürlichste Art der Fortbewegung ist das Barfußlaufen. Dafür sind unsere Füße gemacht. Herkömmliche Schuhe schützen zwar vor äußeren Temperaturen, Dreck und Verletzungen, engen unsere Füße jedoch durch ihre steife, dicke Sohle enorm ein. So werden beim Gehen nur wenige Fußmuskeln benutzt, der Rest steht still. Daraus können Fehlstellungen entstehen: Platt-, Senk-, Knick- oder Spreizfuß, Fersensporn sowie ein Hallux valgus, eine Deformierung des Großzehengrundgelenkes. Weiterhin kann es zu Knie-, Hüft- und Rückenproblemen kommen.

Das können Barfußschuhe

Wer etwas für seine körperliche Gesundheit tun und gleichzeitig seine Füße schützen möchte, kann auf Barfußschuhe zurückgreifen. Das sind minimalistisch gehaltene Schuhe mit einer flexiblen, dünnen Gummisohle, die das Barfußlaufen simulieren. Sie können mit und ohne Strümpfe getragen werden. Um die Füße möglichst wenig einzuengen, sind die Schuhe weit geschnitten, sodass Ballen und Zehen viel Bewegungsspielraum haben und aktiv am Gehen mitwirken können. Die natürliche Fußform wird so wenig wie möglich eingeengt.

Typisch für Barfußschuhe ist außerdem das geringe Gewicht. Es unterstützt einen unbeschwerten, natürlichen Gang und macht die Treter zugleich zu optimalen Reisebegleitern, die durch den sparsamen Materialeinsatz in jedes Gepäck passen.

Es gibt Barfußschuhe aus verschiedenen Materialien wie Leder, Polyester oder Elastan – wichtig ist vor allem, dass die Schuhe atmungsaktiv sind, damit man nicht darin schwitzt.

Das Fehlen eines Absatzes und der Sprengung unterstützt eine gesunde Körperhaltung, da weniger Gewicht auf dem vorderen Teil des Fußes lastet. Die Sprengung ist die Höhendifferenz zwischen Ferse und Vorfuß des Schuhs. Oft ist der Fersenteil etwas höher angelegt als der Vorfuß.

Abdrücke von nackten Füßen im Sand
Bild: Unsplash/Trent Bradley

Neben ihrer positiven Wirkung auf die körperliche Gesundheit, gibt es auch eine mentale Komponente bei Barfußschuhen. Für viele Träger und Trägerinnen dieses Schuhwerks macht gerade das den besonderen Reiz aus: das direkte, bewusste Erleben natürlicher Elemente und Untergründe wie spitzer Kies und Schotter, gedämpfter Lehm- und Waldboden, weiche Grasflächen oder das Gehen im kühlen, steinigen Flussbett. Die Füße bekommen Umgebungsimpulse und die gesamte Wahrnehmung wird verfeinert.

Vorteile für blinde und sehbehinderte Menschen 

Barfußschuhe werden von blinden und sehbehinderten Menschen nicht nur für ihre allgemein gesundheitsfördernden Effekte geschätzt. Viele nutzen sie als zusätzliche Mobilitätshilfe im Alltag. Was die Augen nicht sehen, können oft die Füße fühlen. Durch die dünne, rutschfeste Schuhsohle erreichen die sensorischen Reize direkter das Nervensystem und geben Aufschluss über die Beschaffenheit des Untergrunds. So machen Barfußschuhe Kopfsteinpflaster, Leitstreifen, Rillen, Gullideckel, Kabel, Teppichkanten und vieles mehr spürbar. Die Umgebung kann dadurch noch präziser und feiner wahrgenommen werden. Besonders die Zehen erhalten mehr Tastgefühl. Das kann bei der Orientierung und beim Einprägen von Wegen helfen. Wer mit dem Fuß nach Stufen und Schwellen tastet, fühlt schnell und deutlich das Gesuchte.

Auch das Gleichgewicht unterstützen Barfußschuhe. Durch den breiten Schnitt werden die Füße nicht zusammengedrückt und setzen vollständig von den Zehen bis zur Ferse auf dem Boden auf. Das sorgt für ein besseres Gleichgewicht und einen sichereren Stand – hilfreich unter anderem beim Stehen in der fahrenden S-Bahn oder auf unebenen Pfaden. Wird ein Fuß beispielsweise auf eine Wurzel, einen dicken Ast oder einen großen Stein gesetzt, kann durch die flexible Sohle und das unmittelbare Gefühl das Gewicht besser ausbalanciert werden. Ein Faktor, der die Trittsicherheit des Trägers oder der Trägerin erhöht und das ein oder andere Stolpern verhindert.

Am Anfang ist Geduld gefragt

Grafische Darstellung: Zwei schwarze Fußabdrücke
Bild: Pixabay/Mohamed Hassan

Barfußschuhe liegen im Trend. Gab es zu Beginn nur schlichte, sockenähnliche Modelle und vereinzelte Produzenten, so erfreuen sich Barfußschuhe mittlerweile großer Beliebtheit. Vom Sneaker bis zur Ballerina gibt es nahezu jedes Modell. Ob zum Sport, zum Wandern, in der Freizeit oder als Businessschuh – Hersteller wie Leguano, Vivobarefoot oder Lizard verkaufen in ihren Onlineshops oder lokalen Schuhgeschäften Barfußschuhe für verschiedene Anlässe. Die Preisspanne beginnt im unteren zweistelligen Bereich und liegt bei hochwertigeren Schuhen zwischen 100 und 200 Euro.

Und nicht nur für schönes Wetter sind die Minimalschuhe geeignet. Wärmende Einsätze etwa aus Kunstfell und wasserdichte Socken machen sie winter- und wetterfest, sodass kein Bogen um Pfützen, Matsch oder Schnee gemacht werden muss. Die meisten Modelle können in der Waschmaschine bei 30 Grad gereinigt werden.

Wichtig: Die Umstellung sollte geduldig angegangen werden, denn das Reaktivieren der Fußmuskulatur, Bänder und Gelenke kann zunächst zu vorübergehendem Fußweh und Muskelkater führen. Das dauert im Normalfall etwa zwei Wochen. Es empfiehlt sich, zunächst mit kleinen Einheiten zu beginnen und nach und nach das Tragen von Barfußschuhen zu verlängern.

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